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Friedrich Wilhelm Weber

Die Hunnen

Sie schleichen, wie der Nebel schleicht,
der nachts vom Moor zum Berge steigt,
der Busch und Baum und Menschenkind
im Schlaf mit eklem Gift umspinnt;
sie brechen gleich dem Sturm hervor,
der Tannen knickt wie dürres Rohr,
dem Strome gleich, de; überschwillt
und Stadt und Dorf mit Jammer füllt!
Die Hunnen, die Hunnen!
Sie schlagen den Herren, sie rauben den Hort,
sie schleppen das Weib als Sklavin fort;
sie leeren den Stall, sie plündern den Schrein,
sie brechen den Keller und schütten den Wein;
sie schleudern ins Haus den flackernden Span,
es kräht von der Scheuer der rote Hahn;
sie werfen den Brand in das reife Korn,
und Asche weht durch Distel und Dorn:
Die Hunnen, die Hunnen!

Das Gras verwelkt an Rain und Pfad,
wenn ihn ein Hunnenfuß betrat;
der Bach versiegt, der Born wird faul,
wenn aus ihm trank ein Hunnengaul.
Vergilbt und tot ist Kraut und Klee,
im Wald verschmachten Hirsch und Reh;
kein Vogel singt im stillen Hain,
der Wind nur seufzt am nackten Stein:
Die Hunnen, die Hunnen!

So braust, der Hagelwolke gleich,
der wilde Schwarm von Reich zu Reich.
Vor ihm die schöne, grüne Welt
mit Wiesenflur und Ackerfeld;
im Rücken kreischt der Habicht schrill
um Aas und Schutt, sonst alles still.
­Und weiter stampft der eherne Hut:
und weiter klagt der Jammerruf:
Die Hunnen, die Hunnen!