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Johann Gaudenz von Salis-Sewis

Märzlied

Nun, da Schnee und Eis zerflossen
Und des Angers Rasen schwillt,
Hier an rothen Lindenschossen
Knospen bersten, Blätter sprossen,
Weht der Auferstehung Odem
Durch das keimende Gefild.
Veilchen an den Wiesenbächen
Lösen ihrer Schale Band;
Primelngold bedeckt die Flächen;
Zarte Saatenspitzen stechen
Aus den Furchen; gelber Krokus
Schießt aus warmem Gartensand.

Alles fühlt erneutes Leben:
Die Falänen, die am Stamm
Der gekerbten Eiche kleben,
Mücken, die im Reizen schweben,
Lerchen, hoch im Ätherglanze,
Tief im Thal das junge Lamm.

Seht! erweckte Bienen schwärmen
Um den frühen Mandelbaum;
Froh des Sonnenscheins, erwärmen
Sich die Greise; Kinder lärmen
Spielend mit den Ostereiern
Durch den weiß beblümten Raum.

Sprießt ihr Keimchen aus den Zweigen,
Sprießt aus Moos, das Gräber deckt!
Hoher Hoffnung Bild und Zeugen,
Daß auch wir der Erd' entsteigen,
Wenn des ew'gen Frühlings Odem
Uns zur Auferstehung weckt!