zurück

Ludwig Thoma

Sommernacht

Laue, stille Sommernacht,
Rings ein feierliches Schweigen,
Und am mondbeglänzten See
Tanzen Elfen ihren Reigen.
Unnennbares Sehnen schwillt
Mir das Herz. In jungen Jahren
Hab ich nie der Liebe Lust,
Nie der Liebe Glück erfahren.
Schmeichelnd spielt die linde Luft
Um die Stirne, um die Wangen.
Und es fasst mit Allgewalt
Mich ein selig-süßes Bangen.
Blaue Augen, blondes Haar
Soll ich bald mein eigen nennen?
Und der Ehe Hochgefühl
Soll ich aus Erfahrung kennen.
In der lauen Sommernacht
Wird sie dann im Bette sitzen,
„Männchen“, fragt sie, „sag mir doch,
Musst du auch so grässlich schwitzen?“