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Theodor Fontane

Tom der Reimer

Der Reimer Thomas lag am Bach,
Am Kieselbach bei Huntly Schloss.
Da sah er eine blonde Frau,
Die saß auf einem weißen Ross.

Sie saß auf einem weißen Ross,
Die Mähne war geflochten fein,
Und hell an jeder Flechte hing
Ein silberblankes Glöckelein.

Und Tom der Reimer zog den Hut
Und fiel auf's Knie, er grüßt und spricht:
„Du bist die Himmelskönigin!
Du bist von dieser Erde nicht!“

Die blonde Frau hält an ihr Ross:
„Ich will dir sagen, wer ich bin;
Ich bin die Himmelsjungfrau nicht,
Ich bin die Elfenkönigin!

Nimm deine Harf und spiel und sing
Und lass dein bestes Lied erschalln!
Doch wenn du meine Lippe küsst,
Bist du mir sieben Jahr verfalln!“

„Wohl! sieben Jahr, o Königin,
Zu dienen dir, es schreckt mich kaum!“
Er küsste sie, sie küsste ihn,
Ein Vogel sang im Eschenbaum.

„Nun bist du mein, nun zieh mit mir,
Nun bist du mein auf sieben Jahr.“
Sie ritten durch den grünen Wald,
Wie glücklich da der Reimer war!

Sie ritten durch den grünen Wald
Bei Vogelsang und Sonnenschein,
Und wenn sie leicht am Zügel zog,
So klangen hell die Glöckelein.