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Friedrich Wilhelm Gotter

Unbefangen

Ich bin ein Mädchen, fein und jung,
Und bin gottlob noch frei;
Ich weiß nichts von Romanenschwung
Und hass’ Empfindelei.
Leicht fließt mein Blut. Ich liebe Scherz,
Ich liebe Sang und Tanz.
Mein Reichtum ist ein frohes Herz,
Mein Schmuck ein Blumenkranz.
Ich schlage nicht aus Evens Art,
Leichtgläubig, eitel, schwach;
Und Neugier, liehe Neugier, ward
Mein Erbteil siebenfach.
Auch flieh' ich nicht der Männer Spur;
Mir sagte die Mama:
Wir armen Mädchen wären nur
Um ihretwillen da.
Drum schleicht in meinen schlichten Sinn
Kein blöder Stolz sich ein.
Wohl mir, dass ich ein Mädchen bin!
Lasst andre: Engel sein!